GESCHICHTE

Kuratorium - Erinnern · Forschen · Gedenken

Dem privaten Engagement der Ehepaare Heckmanns und Brade ist es zu verdanken, dass sich in Herford bereits vor 1988 (zwar mehr als 40 Jahre nach dem Ende des Schreckensregimes, aber dennoch eher als in vielen anderen Städten und Gemeinden) ein Kreis engagierter Einwohner von Stadt und Kreis mit einem der dunkelsten Kapitel der deutschen und auch regionalen Geschichte beschäftigte, der Zeit des Nationalsozialismus und der Verfolgung und Ermordung jüdischer MitbürgerInnen. Nach einer ersten Ausstellung mit dem Titel "Juden in Herford" (1988), der Veröffentlichung einer gleichnamigen Broschüre und der Präsentation von videoverfilmten Interviews mit jüdischen und nichtjüdischen Zeitzeugen, schlossen sich (1989) in dem Verein "Kulturen in der Region e.V." zahlreiche gleichgesinnte Menschen zusammen. Gründungsstätte war das Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold.

Ausstellungen, Gesprächs- und Musikabende, Lesungen, Veranstaltungen mit Zeitzeugen, gemeinsame Besuche von Synagogen und Gedenkstätten - die Liste der Aktivitäten ließe sich noch um viele Punkte verlängern, doch bei allem Engagement wurde ein Gedanke immer konkreter, es müsste in und für Stadt und Kreis Herford eine zentrale Gedenkstätte geben. Eine Gedenkstätte die zum einen ihrem Namen gerecht werdend, den Verfolgten und Ermordeten gedenkt, aber auch eine Stätte die erinnert an das Geschehene, an Täter und Opfer. Und nicht zuletzt eine Stätte der Forschung, in der den immer noch zahllosen offenen Fragen in diesem Zusammenhang auf den Grund gegangen werden kann.

Zu diesem Zweck wurde nach längeren Diskussionen über dieses Ziel am 27. Januar 1997 das "Kuratorium - Erinnern · Forschen · Gedenken" mit dem Ziel gegründet, in Herford eine Dokumentations- und Begegnungsstätte in Erinnerung an die zwischen 1933 und 1945 verfolgten und ermordeten MitbürgerInnen einzurichten. Mitbegründer waren neben Kulturen in der Region, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Herford, die jüdische Kultusgemeinde Detmold-Herford, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und zahlreiche Einzelpersonen aus Stadt und Kreis Herford.

Auf den Tag genau zwei Jahre nach der Gründung des Kuratoriums wurde an der kleinen Markthalle, die von den Mitgliedern gern als die angestrebte Gedenkstätte gesehen worden wäre, eine Gedenk- und Mahntafel zur Erinnerung an die von dieser Stelle deportierten Herforder MitbürgerInnen, aber auch an die Täter und Zuschauer, die alle diesem menschenverachtenden Treiben haben zusehen können, installiert. Ein Novum in der Erinnerungskultur, denn auch die Täter finden mahnende Erwähnung.

Im gleichen Jahr gab man mit dem Buch "Jeder Name eine Geschichte" eine Sammlung von Recherchearbeiten heraus, die auf Initiative des Kuratoriums von Herforder Bürgerinnen und Bürgern, einzelnen Schülern und ganzen Klassen erarbeitet wurden. Vorgabe war ein Name aus der Reihe der Ermordeten, Ziel war möglichst viel über die jeweilige Person in Erfahrung zu bringen. Es entstand eine beeindruckende Sammlung vor häufig schrecklichem Hintergrund, aber auch Kontakte zu Überlebenden und Hinterbliebenen konnten so neu geknüpft oder wieder aufgefrischt werden.

Schließlich konnte Ende 2004 nach längeren Gesprächen mit Politik und Verwaltung an einem authentischen Ort die geplante Gedenkstätte in die Realität umgesetzt werden. Der sogenannte Zellentrakt im Herforder Rathaus, von 1917 bis 1963 Gewahrsam der anliegenden Polizeidienststelle Herford-Mitte, wurde zur Außenstelle von Archiv und Museum erklärt und dem Kuratorium die Betreuung und Gestaltung dieser Stätte übertragen.

Unterdessen ist der ehemalige Verein "Kulturen in der Region" gänzlich im Kuratorium aufgegangen, da man erkannte hatte, dass sich Ziele und Vorstellungen beider Organisationen weitgehend deckten. So wird in Zukunft, innerhalb der Gedenkstätte "Zellentrakt im Rathaus Herford" eine Gedenk-, Dokumentations- und Begegnungsstätte betrieben, die zwar als Gedenkstätte an geschehenes Unrecht, an Verfolgte und Ermordete erinnern wird. In deren Räumlichkeiten aber auch aktiv das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Weltanschauungen mitgestaltet werden soll, in der Toleranz gegenüber dem anderen immer, als eines der höchsten Güter in der Gemeinschaft, Leitmotiv sein wird.

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